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GERRIT OFFRINGA

Gerrit Offringa - Beeldend kunstenaar - Sculpturen en Schilderijen

'He who reduces you to(0)'

 1994

Stacheldraht

Gerrit Offringa

Raum und Fläche sind für Gerrit Offringa zwei verschiedene Welten, die jede eine ganz andere Herangehensweise erfordern. In seinen Skulpturen legt er den menschlichen Körper oft schonungslos unter das Messer, wie bei einer anatomischen Untersuchung, einer Spaltung, Durchschneidung, einer Vivisektion oder Leichenschau. Der Betrachter erhält einen Einblick in den Körper, der immer wieder mit simplen Mitteln dargestellt wird. So wird die Struktur der Rückenwirbel durch Holzstückchen nachgebildet. Torsos werden von transparenten Acrylglasplatten durchschnitten. Die Hohlräume des Körpers werden im wahrsten Sinne des Wortes aufgebrochen, als sei ein Chirurg am Werk gewesen.

 

Die Skulpturen von Gerrit Offringa sind oft Solitärstücke, allein auf der Welt, wie Einzelgänger, die alle Menschen repräsentieren, mit denen sie solidarisch sind. In diesem Sinne hat sein Werk etwas Allegorisches. Es ist die Geschichte von jedermann, von dir und mir, und gleichzeitig auch von niemand. Seine Skulpturen erscheinen als einsame Wesen in einem imaginären Museum. Das Alleinsein fällt ihnen schwer im nackten Dasein dieses Tränentals, ohne schützende Arme, die Erleichterung bieten könnten, zu wenig zum Leben und zu viel für den Tod. Es ist das ultimative Alleinsein im Wissen, sterben zu müssen, unvorbereitet und vielleicht auch auf enttäuschende, für jeden Menschen ganz andere Weise.

 

Immer wieder aufs Neue wird eine universelle Geschichte erzählt. Über den Menschen, der sich selbst zur Last ist und seinen Mitmenschen gegenüber nicht selten ein Wolf. Manchmal scheint es ein gleichmütiger Mensch zu sein, ein Mensch wie Hiob, sitzend auf dem Misthaufen und zweifelnd an einem Gott, der dem Bösen seinen Lauf lässt. Der Mensch, der nackt geboren und nackt wieder begraben wird, halb Engel, halb Tier, gequält von einem hybriden Selbstbild, hin- und hergerissen zwischen einem auf ewig beseelten Organismus und einem vergänglichen Konstrukt, das wieder der Erde anheim fallen wird. Manchmal ist der dargestellte Mensch nur ein Rahmenwerk aus Drähten und Knochen, verletzlich wie das denkende Schilfrohr von Pascal. Dann wieder ist der Torso der Resonanzkörper einer Viola da Gamba, in vollkommener Harmonie mit der Musik der ewigen Schönheit.

 

Kein Material ist für diesen Bildhauer minderwertig, nichts wird einfach weggeworfen. Gerrit Offringa schneidet Pfeile aus allem Holz, ebenso wie alle Menschen aus demselben Holz geschnitzt sind. Aber immer wieder erscheint der Mensch auch als einsamer Seiltänzer, in einem angstvollen Balanceakt zwischen Himmel und Hölle. Homo solus aut deus aut daemon – der Mensch allein ist entweder ein Gott oder ein Dämon. Zwischen diesen Extremen pendelt Offringas Menschenbild hin und her. Zwischen Schwarz und Weiß, Tag und Nacht, Liebe und Tod, Eros und Thanatos, Materie und Antimaterie, Himmel und Hölle, als ob es kein Fegefeuer und keine Erlösung gäbe, sondern nur eine Zweiteilung auf Messers Schneide.

 

Der solitäre Charakter der Skulptur weckt manchmal ein Gefühl des Heimwehs. Kennzeichnend ist die Vorliebe für die Fötushaltung, die Krümmung des Embryos, eine Haltung, die oft auch im Moment des Todes wieder eintritt. Es sind Skulpturen in einer Zwischenwelt, augenscheinlich jenseits jeder Zeit, die dennoch auch hier gnadenlos fortschreitet wie der Schatten einer Sonnenuhr.

 

Skulpturen

 

Gemälde

 

Miniaturen

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